Tariks Besen

1,50

Eine Geschichte für Frieden und Freiheit, Aix-en-Provence

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Beschreibung

Er arbeitet in den Straßen von Aix-en-Provence, jener wunderschönen Stadt im Süden von Frankreich, in jener so unvergleichlichen und bei Touristen so beliebten Provinz. Tarik ist Straßenreiniger, er ist Einwanderer aus Algerien. Seine Farbe ist Grün, nicht weil dies neben Weiß die Hauptfarbe in der Flagge seiner Heimat ist, grün ist seine Arbeitsuniform. Sein Straßenkehrer-Anzug ist dunkelgrün, darüber die ´gilet jaune´, die Gelbweste. Sein Hütchen, welches er nicht immer trägt, ist grün, seine Besenhaare sind sogar grellgrün und auch sein Wägelchen, welches er auf zwei Rädern hinter sich herziehen kann, ist bis auf die Reifen Ton in Ton grün. Eigentlich liebt er Brombeerfarben, das trägt seine Frau oft. Sie heißt Khera, was „Die Gute“ heißt, und das ist sie auch. Sie ist gut zu ihm, aber sie ist auch sehr geschmeidig und flink und wenn sie in ihrem brombeerfarbenen Kleid durch ihre kleine, viel zu schmale Wohnung huscht und ein paar Tanzschritte für ihn hinlegt und keck mit ihrer linken Hüfte kreist, dann ist er auch nach über 6 Jahren Ehe verliebt, wie ein fast noch junger Mann.

Heute quietscht sein Wägelchen etwas, er muss es dringend abschmieren. Wenn das sein Vorarbeiter hört, dann wird er wieder gerügt. Und mit Rügen kann Tarik nicht so locker umgehen, schon einmal wurde er wütend und hat sich zu heftig verteidigt. Das kann ihn den Job kosten, sagt Khera, das war dann die zweite Rüge an jenem Tag.

Die Luft duftet zart an diesem lauen Frühsommermorgen, nach Kräutern. Tarik wundert sich ein wenig, in dieser Straße gibt es keine Kräuter, ein paar Sträucher ja, sie stehen neben den aufgereihten Cafés. Der Tag gönnt ihm die letzte Frühlingsfrische bevor die Hitze des Sommers und die schwitzenden Touristen das Regiment übernehmen. Er sieht sie vor sich, die ausländischen Besucher mit ihrem Geschnatter, den Handys, den Sportsandalen und einem kleinen Sack auf dem Rücken oder einer Gürteltasche am Bauch. Im Grunde mag er sie, sie füllen den Platz unter den Platanen, bringen ihm Arbeit und hin und wieder nimmt ihn jemand wahr. Für die Franzosen ist er ein Gegenstand, ein Hydrant, ein Stein, schlimmer noch, er ist unsichtbar. Und manchmal hat er selbst das Gefühl, dass er verschwindet, in den Gassen, in den Ritzen, ohne Klagelaut, nur sein Wägelchen wird Zeichen seiner Auflösung sein.

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